Ellie Engel

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Buchvorstellung:



Mitten im schönen Harzwald stand eine Burgruine. Sie befand sich abseits von jeglichen Wanderwegen. Kein Spaziergänger traute sich in das Dickicht, um in der Ruine herumzustöbern. Denn die kaputte Burg war mit wild wucherndem Knöterich, spitzem Weißdorn und mit wilden Rosen umwachsen. Das Gestrüpp war so eng miteinander verflochten, sodass der Weg nur mit einem speziellen Schneidewerkzeug wieder freigelegt werden konnte. Aber wer sollte sich mitten im Wald schon die Mühe machen, nur um sich ein paar Steine anzusehen? Niemand. Und weil es eben ein stilles, unbewohntes Plätzchen war, siedelte sich zufällig ein Rabenpärchen an. Sie kamen von weit hergeflogen und ihre Flügel waren sehr matt und müde. Eigentlich wollten die beiden nur eine kurze Rast einlegen und ihre Flügel verschnaufen lassen, als das Rabenmännchen erkannte, auf welch traumhaftem Grund und Boden sie sich niedergelassen hatten. „Genau hier sollten wir unser Nest bauen.“ Das Rabenmännchen nickte zufrieden, als er mit seiner Frau auf einem großen flachen Stein stand und den tollen Ausblick begutachtete. Stolz, einen guten Platz für sich und seine zukünftige Familie gefunden zu haben, legte er einen seiner Flügel um seine Frau und klackerte zufrieden mit seinem langen schwarzen Schnabel. „Wir sollten unserer Neststätte einen Namen geben“, erwähnte die Rabenfrau ganz gerührt und blickte in die weite Ferne. Der Rabe gab ihr recht und flog auf die höchste Stelle der alten Burg. Ergriffen blickte er in alle Himmelsrichtungen. So weit sein Auge reichte, sah er Frieden und herrliche Natur. Zufrieden mit dem, was er sah, blickte er zu seiner Frau herunter, die am Rand der Ruine hockte und auf ihn wartete. Überaus glücklich winkte er ihr zu und wollte wieder zu ihr zurück fliegen, als urplötzlich der Stein, auf dem sich seine Frau befand, lila aufflammte. Ob in diesem Moment die untergehende Sonne einen Schabernack spielte oder ob es ein Zeichen aus dem Universum war, das konnte der Rabe nicht einschätzen. Er sah nur, dass der Stein und seine geliebte Frau plötzlich in einem wunderschönen Lila-Licht standen. Es war so schön anzusehen, dass ihm dabei schwindelig wurde. Somit beschloss er, das Lichtzeichen als Namenserkennung zu nehmen. Stolz flog er wieder zu seiner Frau und präsentierte ihr hoheitsvoll den Nestnamen. „Wir werden unserem Zuhause den Namen Lilarabenstein geben.“ Frau Rabe klatschte begeistert ihre Flügel zusammen und stimmte seinem Entscheid zu. Und so wurde die Burgruine zu dem Nest Lilarabenstein. Das Pärchen siedelte sich an diesem schönen Platz fest an und fühlte sich sofort in der alten Ruine so richtig wohl. Fleißig holten sie abwechselnd Äste und Lehm und alles, was man zum Nestbau gebrauchen konnte, heran. Sie turtelten und liebkosten sich so lange, bis Frau Rabe eines Tages geheimnisvoll ihren Flügel zur Seite schob und ein winziges, schneeweißes Ei hervor blitzte. Ihr Rabenmann staunte nicht schlecht und vergaß vor Rührung seinen Schnabel zu schließen. Am meisten freute sich aber sein Herz. Es schlug und klopfte so heftig, als wollte es vor Aufregung in seiner Brust Purzelbäume schlagen. „Ich werde Vater?“, fragte er sprachlos. Die Rabenfrau nickte vielversprechend und stupste ihn behutsam zum Ei. Vorsichtig streichelte der Rabe über das Ei, um es dann zwischen seine spitzen Federn zu legen. Ergriffen bewunderte er den winzigen, noch in einer Schale kauernden Zuwachs seiner Familie. Ganz behutsam hielt er dann das Ei zwischen seinen Federspitzen gegen die Sonne. So konnte er schattenhaft das kleine Vögelchen erkennen, wie es zusammengerollt hinter der Eierschale schlummerte und an einer Daumenfeder lutschte. „Dein Name wird Rabrax vom Lilarabenstein sein“, flüsterte er seinem Nachwuchs zu. „Und du wirst große Abenteuer erleben.“ Als hätte der kleine Rabe hinter der Schale gehört, was ihm sein Vater prophezeite, zuckte das Ei, als wolle es jetzt schon mit den vielversprechenden Abenteuern beginnen. Bevor das zappelige Ei aber vor lauter Freude zu Schaden kommen konnte, legte es der werdende Papa wieder liebevoll unter die wärmenden Federn der werdenden Mutter. Flugübungen Es war schon einige Zeit vergangen und der Rabe Rabrax war aus der Nestwärme herausgewachsen und konnte mit seinen ersten Flugübungen beginnen. Er tat sich dabei aber nicht leicht. Nach einigen misslungenen Probeflügen kam er zu der Erkenntnis, dass er zum Fliegen nicht wirklich Talent besaß. Der kleine Rabe hatte insgeheim für sich selbst schon das Fliegen aufgegeben. Für ihn stand fest, dass er durch sein kleines Leben wie ein Frosch hüpfen würde. Aber niemals fliegen. Doch sein Vater war von der Idee besessen, seinem Sohn alles über das Fliegen beizubringen. Er gab nicht auf. Immer wieder warf er ihn hoch in die Luft und rief belehrend: „Schwing deine Flügel, Junge.“ Leider war der alte Rabe nach jeder erfolglosen Lehrstunde selbst so sehr enttäuscht, dass ihm vor lauter Kummer bald weiße Federn wuchsen. Rabrax fühlte das und wollte seinen Vater nicht weiter enttäuschen. Es tat ihm im Herzen weh, mit ansehen zu müssen, dass er seine ganze Rabenfamilie blamierte. Und so probierte er immer weiter. Denn, wenn ihn nicht alles täuschte, war er doch von Geburt an ein Vogel, also sollte ihm das Fliegen – verflixt noch mal – doch in die Wiege gelegt worden sein! Rabrax hielt sich ganz genau an die Anleitungen seines Vaters. Jede einzelne Flugtechnik versuchte er angestrengt nachzuahmen. Alles, was Papa Rabe ihm zuvor gezeigt und erklärt hatte, wollte er besonders gut machen und wendete alle Praktiken auf einmal an. Das musste ja schiefgehen. Seine Eltern, die keine Flugstunde von ihm verpassten, schauten dabei zu und schlugen erschrocken die Flügel vor ihre Augen, um nicht weiter mit ansehen zu müssen, wie ihr Sohn im Himmel mehr kullerte und Sturzflüge veranstaltete, als zu fliegen. Der kleine Rabe sah nämlich dabei überhaupt nicht elegant aus. Nein, gar nicht wie man es gewohnt war bei seinen Eltern oder anderen Vögeln. Seine Artgenossen glitten regelrecht königlich durch das Hellblau des Himmels – lautlos und schwerelos schwebten sie mit dem Wind unter ihren Flügeln. Rabrax sah eher aus, als wollte er schwimmen. Es waren unkontrollierte Turnübungen, aber keine eleganten und leisen Flüge. Seine Eltern, die das alles beobachteten, schüttelten nur noch hilflos die Köpfe und streckten erschrocken bei jedem „Aua!“, „Ahhh!“, „Hilfe!“ und „Oh nein!“ die gefederten schwarzen Hälse, wenn er verkorkst auf den Boden knallte. „Warum schafft er es nicht zu fliegen?“, fragte Mutter Rabe besorgt. Selbst Vater Rabe, der sonst auf alles eine Antwort parat hatte, stand bei seinem eigenen Sohn vor einem unlösbaren Rätsel. Nachdem bei dem kleinen Raben mal wieder alle Flugversuche misslungen waren und wirklich alles schief gelaufen war, was schieflaufen konnte, trat er mit hängenden Schultern seinen Heimweg an. Rabrax war über sich mehr als enttäuscht und das zeigte er mit einer zusammengesackten Körpersprache deutlich an. Niedergeschlagen kam der kleine Rabe wiederum zu der Feststellung, dass das Fliegen nicht seine Leidenschaft sein konnte und wohl auch niemals sein wird. Keinesfalls konnte das Fliegen seine alltägliche Art sein, um sich fortzubewegen. Seine Stärke musste in etwas ganz anderem liegen. Nur in was? Als er so in sich gekehrt von Felsen zu Felsen hüpfte, kam ein Schwarm wilder junger Krähen an ihm vorbeigeflogen und machte sich über ihn und seine Kullerflüge lustig! Die kichernden Krähen waren alle in Rabrax’ Alter, also zwei Monate. Sie nahmen sich heraus, sich über Rabrax und seine lächerlichen Flugübungen zu amüsieren und Späße zu machen. Sie fühlten sich vollkommen im Recht. Denn sie konnten ja fliegen. „Vielleicht wärst du besser in deinem Ei geblieben, dann würdest du dich nicht so lächerlich machen“, krähten sie laut durcheinander und ärgerten den traurigen kleinen Raben. „Du hast deine Flügel zum Fliegen. Man schwingt diese und hält sich damit nicht die Augen zu“, sagte eine Krähe und äffte ihn auch gleich nach. „Kräh, krähhh, kräh“, lachten sie böse, klopften sich gegenseitig die Federn ab und flogen weiter. „Rabe Rabrax Kullerroll“, scherzten sie noch laut krächzend, ehe sie, wie eine schwarze Schlange, aus dem Sichtfeld des blauen Himmels verschwanden. „Rabe Rabrax Kullerroll. Ich glaub’s ja nicht!“, brüskierte er sich, nachdem keine der frechen Krähen mehr zu sehen war, und drohte ihnen mit einer geballten Schwinge hinterher. „Pööh. Das wollen wir doch mal sehen. Ich werde es euch beweisen. Ich schaffe das und dann zeige ich euch, wer der weltbeste Flieger am Himmel sein wird.“ Eigentlich wollte er zurück nach Hause hüpfen, um sich zu verkriechen. Doch das dumme Gelächter der schwarzen Vögel hatte seinen Ehrgeiz geweckt. Etwas überzeugter von sich und seinem Können, sprang er energischer über klitzekleine Felssprünge zu einem noch höheren Startstein, um von dort aus seine Flugrunde zu beginnen. Doch als er oben angekommen war, verließ ihn sofort wieder der Mut …

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"Rabrax vom Lilarabenstein"

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